C4 Neue Bio-Techniken – Beispiel In-vitro-Fleisch

Der Film 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? zeigt einige Beispiele für neue Techniken der Lebensmittelherstellung. Sie bilden nur einen kleinen Ausschnitt aus dem breiten Spektrum bioökonomischer Verfahren. Die Bioökonomie ist ein Forschungs- und Handlungskonzept, bei dem es darum geht, biologische Ressourcen (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) für eine nachhaltige und umweltschonende Produktion zu nutzen. Im Film wird neben Pflanzenfabriken und genveränderten Lachsen auch die Entwicklung von künstlich herangezüchtetem Fleisch genannt (In-vitro-Fleisch oder Laborfleisch).  

Wie funktioniert das? Als Ausgangsmaterial wird eine geringe Menge an Stammzellen benötigt, die aus dem Muskelgewebe eines Rindes gewonnen werden können. In einer Nährlösung werden diese Zellen dazu gebracht, sich zu teilen und dünne Gewebeflächen zu bilden. Ähnliche Verfahren werden beispielsweise angewendet, um für Menschen mit schwersten Verbrennungen neues Hautgewebe zu erzeugen.  

Es gibt verschiedene Herausforderungen bei der Herstellung von künstlichem Gewebe: Bislang war für die Nährlösung die Tötung von trächtigen (schwangeren) Kühen notwendig, um an das Blut der ungeborenen Kälber zu gelangen. Die Forscher*innen arbeiten jedoch daran, Nährlösung auf pflanzlicher Basis herzustellen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, nicht nur sehr dünne Gewebeschichten zu produzieren, sondern zu dickeren Formen zu kommen – dazu muss es allerdings eine Art Aderstruktur geben, durch die Nährlösung an die innen liegenden Zellen gelangt. Um richtiges Muskelfleisch entstehen zu lassen, muss das Gewebe außerdem „trainiert“ werden – das geschieht beispielsweise durch elektrische Impulse.  

Bislang sind diese Verfahren sehr komplex und deshalb wäre das Produkt noch zu teuer. Aber die Wissenschaftler*innen und einige Unternehmen kommen auf dem Weg zu einer industriellen Herstellung von In-vitro-Fleisch schnell voran. Das Unternehmen Mosa Meat rechnete im Jahr 2019 mit ersten marktreifen Produkten für das Jahr 2021. Die Herstellungskosten für einen Burger werden dabei auf 9 Euro geschätzt. Sollte es möglich sein, den wachsenden Fleischkonsum zu einem Teil mit Produkten aus dem Bioreaktor zu ersetzen, würde das einige Vorteile für die Umwelt bringen: Die Herstellung von Rindfleisch geht mit einem hohen Wasser- und Flächenverbrauch sowie mit Ethan- Emissionen einher. Allerdings erfordert die industrielle Herstellung von In-vitro-Fleisch einen hohen Energieeinsatz. Wie klimaschonend dieser ernährungstechnische Umbruch ausfallen würde, hängt deshalb auch davon ab, ob genügend regenerativ erzeugte Energie zur Verfügung steht.

Und nicht zuletzt müssen die Konsument*innen überzeugt werden, das neue Produkt auch anzunehmen.

Eigener Text (mit Materialien von scinexx.de, deutschlandfunk.de und peta.de)

Aufgaben

1) Lies den Text und das Zitat aus dem Film und kläre mit einem*einer Lernpartner*in Verständnisprobleme. Nenne zwei Vorteile von In-vitro-Fleisch und zwei Probleme, die bei der Umsetzung des Konzeptes noch gelöst werden müssen.

2) Diskutiert, ob ihr dieses Fleisch kaufen würdet, wenn es nicht teurer ist als herkömmliches Fleisch.

3) Im Film wird der Wissenschaftler Mark Post dabei gezeigt, wie er einen Burger mit Laborfleisch herstellt und isst. Wie wirkt diese Szene auf euch? Überlegt, welche Gründe der Filmemacher gehabt haben könnte, das Thema auf diese Art und Weise zu präsentieren.

4) Entwickelt ein Werbeplakat für In-vitro-Fleisch. Überlegt euch dazu, mit welchen Argumenten Konsument*innen vom Kauf des Produktes überzeugt werden könnten. Entscheidet, durch welche Markenbezeichnung ihr „In-vitro-Fleisch“ ersetzen könntet.