Lernkonzept und Kompetenzerwartungen
Der Film bietet viele Anknüpfungspunkte für den Unterricht, insbesondere in den gesellschaftswissenschaftlichen Fächern wie Erdkunde, Gesellschaftslehre oder Philosophie und Ethik. Da das Thema Ernährung jede*n etwas angeht, können die Lernangebote an die Alltagswelt der Schüler*innen anknüpfen, was sich vor allem bei den jüngeren Schüler*innen anbietet. Zugleich fordert der Film aber auch dazu heraus, sich mit den komplexen Zusammenhängen in einer globalisierten Welt auseinanderzusetzen.
Inhaltlich geht es zum einen um Einblicke in diese globalen Abhängigkeiten in der Nahrungsmittelproduktion, zum anderen auch um deren Bewertung vor allem mit Blick auf ethische Fragen: Wie können der Schutz von Klima und Umwelt mit der Ernährung der Menschen in Einklang gebracht werden? Wie kann ein gerechtes Verhältnis zwischen den Ländern des globalen Nordens und den Ländern des globalen Südens aussehen, dies vor allem mit Blick auf die Landnutzung und die Beherrschung der Märkte für Saatgut und Dünger? Der Blick in das Labor, in dem Methoden zur Herstellung von künstlichem Fleisch entwickelt werden, ermöglicht den Schüler*innen, sich mit bioökonomischer Forschung und dem damit verknüpften gesellschaftlichen Diskurs zu beschäftigen.
Im Zentrum der Filmanalyse steht das diskursive Konzept des Filmemachers: Er setzt verschiedene Schauplätze und Protagonist*innen als Bausteine einer gedanklichen Auseinandersetzung ein. Diese Struktur des Films kann die Schüler*innen zur argumentierenden Auseinandersetzung mit den Themen des Films anregen. Im Sinne eines handlungsorientierten Ansatzes stellen die Unterrichtsmaterialien eine planspielartige Situation vor: die Schüler*innen bekommen den Auftrag, eine eigene Ackerfläche zu bewirtschaften, und können dabei zwischen mehreren Optionen wählen. Die erarbeiteten Inhalte können durch argumentierende Aufgaben vertieft werden, beispielsweise das Verfassen einer Erörterung. In diesem Kontext kann das Interview mit einem Agrarexperten (Arbeitsmaterial C 9) zur Vertiefung herangezogen werden.
Übersicht Unterrichtsmaterialien
Mögliche Unterrichtsszenarien
Der Film bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für den Unterricht. Um den unterschiedlichen inhaltlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, werden im Folgenden mehrere Unterrichtsszenarien vorgeschlagen.
Arbeitsmaterialien und Lösungshinweise
Arbeitsmaterial C 1: Ein Film über die Ernährung der Zukunft
Valentin Thurn formuliert zu Beginn des Films dessen Leitfrage. Sie dient hier als Schlüssel zur inhaltlichen Vorbereitung und wird durch drei weitere (fiktive) Äußerungen angereichert, die auf die Sorge um die zukünftige Ernährung eingehen und zum Teil einen polemischen Charakter haben. Die Schüler*innen arbeiten in Kleingruppen und notieren ihre Gedanken auf dem Blatt, das zu diesem Zweck am besten vergrößert kopiert wird. Die Schüler*innen können so eine eigene Haltung zu der Problematik entwickeln und ihr Vorwissen sichtbar werden lassen. Es ist wichtig, dass die Ergebnisse besprochen werden und die Schüler*innen die problematische Haltung hinter zwei der Zitate (verstärktes Düngen / Probleme gibt es nur anderswo) erkennen.
Wie würdet ihr als Filmemacher*innen an das Thema herangehen?
Hier können sicher keine differenzierten Filmkonzepte erwartet werden. Die Aufgabe soll die Schüler*innen dafür sensibilisieren, dass es nicht nur um thematische Aspekte gehen soll, sondern auch um die filmische Gestaltung. Zudem sollen sie sich fragen, wer Expert*innen in Sachen Nahrungsmittelversorgung sein könnten und an welchen Orten die Herstellung von Lebensmitteln sichtbar wird.
Arbeitsmaterial C 2: Was kommt bei uns auf den Tisch?
Alternativ oder ergänzend zu Arbeitsmaterial C 1 kann auch dieses Arbeitsblatt zur Vorbereitung auf den Kinobesuch eingesetzt werden. Es ermöglicht den Schüler*innen, sich der Thematik des Films von ihren eigenen Essgewohnheiten und Vorlieben her zu nähern. Umgekehrt können die Impulse des Arbeitsmaterials auch genutzt werden, um nach dem Kinobesuch über den Film ins Gespräch zu kommen. Im ersten Teil benennen die Schüler*innen anhand von vier vorgegebenen Menüs ihre eigenen Vorlieben und besprechen in Partnerarbeit Kriterien für die Auswahl von Nahrungsmitteln. Dabei werden auch ethische Aspekte ins Spiel gebracht. Bei der Auswertung sollte den Schüler*innen deutlich werden, dass es einen Konflikt gibt zwischen der Freiheit, die eigene Ernährung nach Belieben zu gestalten und der ökologischen Belastung, die eine Ernährung mit viel Fleisch mit sich bringt, zum Teil auch in anderen Teilen der Welt. Zudem stehen viele Menschen vor dem Problem, dass sie sich die Lebensmittel, die sie idealerweise gerne kaufen würden, nicht oder nicht immer leisten können. Der zweite Teil des Arbeitsblattes nennt drei Lebensmittel, die im Film als mögliche Bausteine unserer zukünftigen Ernährung erwähnt werden. Die Beschäftigung damit dient dazu, die Aufmerksamkeit bei der Filmrezeption zu intensivieren.
Arbeitsmaterial C 3: FAQ – wichtige Fragen zur Ernährung der Welt
Im Film wird eine Vielzahl von Fakten aufgeführt, die die Schüler*innen sich nicht alle merken werden. Arbeitsmaterial C 3 geht auf drei grundlegende Kenngrößen zur Welternährung ein (Bevölkerungswachstum, Ackerfläche und Struktur der Agrarbetriebe) und gibt den Schüler*innen die Möglichkeit, sie mit Beispielen aus dem Film in Verbindung zu bringen. Zudem werden die Schüler*innen angeregt, Eindrücke zum Film zu formulieren und exemplarisch auf eine selbstgewählte Sequenz einzugehen.
Mögliche Lösung für die rechte Tabellenspalte:
Arbeitsmaterial C 4: Neue Bio-Techniken – Beispiel In-vitro-Fleisch
Unter dem Dach der Bioökonomie werden sehr vielfältige Denk- und Handlungsansätze zusammengefasst. Dabei spielen innovative Techniken zur Erzeugung von Konsumgütern und Lebensmitteln eine wichtige Rolle. Einige Forscher*innen sind der Meinung, dass die Herstellung von In-vitro-Fleisch (Laborfleisch) das Potenzial hat, die weltweite Ernährung grundlegend zu verändern. Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte noch einmal verdeutlicht werden, dass es hier um die Kultivierung realer Muskelzellen geht und nicht um Fleischersatzstoffe wie Seitan oder Tofu.
Der Text auf Arbeitsmaterial C 4 fasst wesentliche Herstellungsschritte und Eigenschaften von Invitro- Fleisch zusammen, zum Teil werden sie auch im Film genannt. Bei der Frage nach der Akzeptanz zeigt sich, dass es ein tief verwurzeltes Unbehagen gibt, das vermeintlich „Natürliche“ durch ein industrielles Produkt zu ersetzen. Um diesen Aspekt zu thematisieren, erhalten die Schüler*innen eine Gestaltungsaufgabe.
Vor- und Nachteile von In-vitro-Fleisch Vorteile: Klimaschonender als Rinderhaltung; es werden fast keine Flächen für Futtermittel benötigt, Tierleid wird vermieden, keine Schlachtungen notwendig, wenn das Verfahren noch verbessert wird Herausforderungen und Nachteile: bislang noch Tötung von Tieren notwendig, dickere Gewebeschichten herzustellen ist schwierig, derzeit noch zu teuer, hoher Energieverbrauch, Akzeptanz möglicherweise nicht vorhanden
Umsetzung im Film
Nur die Herstellung im Labor zu zeigen, wäre nicht sehr anschaulich. Durch das sichtbare Verspeisen des Burgers demonstriert Mark Post, dass es sich nicht um ein abstraktes Wissenschaftsprojekt handelt, sondern dass diese Forschung tatsächlich die alltägliche Ernährung verändern will. Das Braten und Zubereiten eines Burgers im Labor hat zudem auch eine unterhaltsame Komponente.
Gestaltungsaufgabe
Wahrscheinlich sind die ethischen und ökologischen Argumente am besten geeignet, um Menschen zum Ausprobieren dieses Produktes zu bewegen, da viele Menschen mittlerweile beim Fleischkonsum ein schlechtes Gewissen haben.
Arbeitsmaterial C 5: Filmanalyse I – der Anfang
n den ersten Einstellungen ist zu sehen, wie Filmemacher Valentin Thurn (der später nicht mehr so präsent ist) bei einem Straßenhändler frittierte Insekten kauft und diese verspeist. Dazu stellt er in einem Voice-Over-Kommentar die Frage, ob dieses Nahrungsmittel in Zukunft möglicherweise eine größere Bedeutung bekommen wird.
Aufbau des Anfangs / mögliche Wirkung Die nächtliche Straßenszene ist einerseits sehr alltäglich, hat aber auch eine gewisse Magie (bunte Beleuchtung des Mopeds, es ist viel los, aber man weiß nicht, wer da unterwegs ist). Die Zuschauer*innen werden in das Geschehen hineingezogen, gerade auch deshalb, weil nicht sofort alles erklärt wird. Erst die blecherne Lautsprecherstimme, mit der die frittierten Insekten angepriesen werden, führt auf das Thema hin. In Detailaufnahmen bei immer noch geheimnisvoller Beleuchtung sehen die Zuschauer*innen dann die im Fett bratenden Körper der Maden und Heuschrecken.
Das Schlussbild der Szene, der Insekten verspeisende Filmemacher, visualisiert Kernfragen des Films: Müssen wir (vor allem in Europa und den USA, wo der Fleischkonsum pro Kopf besonders hoch ist) in Zukunft bei der Ernährung andere Wege gehen? Können wir von anderen Esskulturen lernen? Natürlich wollen unbedarfte Zuschauer*innen wissen, wie die Insekten schmecken. Das ausdruckslose Gesicht Thurns gibt keine Anhaltspunkte für eine Antwort – das Thema ist angerissen, die Zuschauer*innen wurden vermutlich neugierig gemacht.
Bedeutung der frittierten Insekten Insekten enthalten viele Proteine (Eiweiße). Bei uns wird dieser Baustein durch Milch und Milchprodukte sowie Fleisch abgedeckt. Insbesondere die Rinderhaltung ist aber wegen des vergleichsweise hohen Flächenverbrauchs (Weideflächen, Futtermittelproduktion) und der Methanemissionen problematisch.
Arbeitsmaterial C 6: Die Themensequenz „Saatgut“
Der Film 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT? handelt sehr systematisch wesentliche Aspekte der Nahrungsmittelproduktion ab und stellt dabei mehrmals gegensätzliche Positionen gegenüber. In solchen Sequenzen wirkt der Film wie eine visualisierte Erörterung oder Debatte. Exemplarisch lässt sich das am Themenbaustein „Saatgut“ erarbeiten. Hier bekommt die Gegenüberstellung einen zusätzlichen Reiz dadurch, dass das zunächst thematisierte Hybrid-Saatgut der Firma Bayer CropScience beim zweiten Schauplatz, einem Reisacker in Indien, erneut auftaucht und sich hier als glatter Reinfall erweist. Das Arbeitsblatt stellt die beiden Schauplätze in Szenenbeschreibungen, Zitaten und Filmstills vor, sodass sich die Schüler*innen diese Sequenz wieder in Erinnerung rufen können.
Bedeutung von Saatgut
Wenn nicht mehr 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben (wie Mitte 2019), sondern 10 Milliarden ( wie um 2050 erwartet), müssen die Landwirt*innen mehr produzieren. Saatgutkonzerne wie Bayer CropScience entwickeln Hybrid-Saatgut, das zu höheren Erträgen führt als herkömmliche Pflanzen. Andererseits müssen die Landwirt*innen dieses Saatgut jedes Jahr neu kaufen, dazu kommen Dünger und Pflanzenschutzmittel. Gibt es zu dieser Abhängigkeit von großen Saatgutkonzernen eine Alternative?
Vergleich der Filmbilder
Die beiden Schauplätze stehen rein optisch in einem maximalen Kontrast: Auf der einen Seite die künstliche Welt des Labors mit seinem kalten hellen Licht. Pflanzen und Saatgut werden hier in Reagenzgläsern und auf Anzuchtpaletten herangezogen. Menschen sind nur wenige zu sehen, ein großer Teil der Arbeit wird von elektronisch gesteuerten Geräten erledigt. Ganz anders die Situation auf dem gezeigten Reisacker in Indien: Auf dem sonnenbeschienenen Feld diskutieren bunt gekleidete Menschen, auch ein Kind ist zu sehen. Das, was dem Labor entspricht, ist die Saatgut-Bank der Organisation Navdanya. Der Raum wirkt in dem seitlich einfallenden Licht und mit den sorgfältig aufgereihten schwarzen Tongefäßen fast wie ein religiöser Ort. Dem entspricht auch die bedächtig, aber selbstbewusst auftretende Leiterin der Saatgut- Bank, die davon spricht, dass sie die Reissamen liebt, als wären sie ihre Kinder.
Rolle des Filmemachers
Valentin Thurn erläutert die jeweiligen Situationen in einer alltagsnahen Sprache („Aber das passt den Konzernen überhaupt nicht in den Kram“). Er ist keineswegs neutral, sondern lässt seine Sympathien (z. B. für die selbstbewusst auftretende Saatgut-Verwalterin) deutlich erkennen. Allerdings vermeidet er es, einzelne Personen oder Arbeitsmethoden als die einzig richtigen darzustellen. Er hält die Situation meistens offen, stellt Vor- und Nachteile gegenüber. Manchmal endet ein thematischer Abschnitt mit einer Frage.
Filmische Erörterung
Mögliche Lösung:
Gegenthese: Diese Reissorten schaffen große Abhängigkeiten und können an konkreten Bedingungen wie z. B. Überflutungen scheitern. Man sollte besser auf traditionelle Reissorten und die Erfahrung der lokalen Bevölkerung setzen, auch wenn es weniger Ertrag abwirft. Schlussfolgerung: Über das Saatgut allein kann das Problem nicht gelöst werden – es kommt auch darauf an, das nicht zu viele Agrarflächen für Futtermittelproduktion verwendet werden.
Arbeitsmaterial C 7: Was soll auf unserem Acker wachsen?
(Gruppenarbeit) Bei diesem planspielartigen Unterrichtsarrangement können sich die Schüler*innen zwischen verschiedenen Möglichkeiten entscheiden, einen Hektar (1 ha) Land zu bewirtschaften. Sie haben dazu vier Möglichkeiten und müssen zwischen wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten abwägen. Obwohl die Szenarien stark vereinfacht sind, wird es so möglich, die nicht immer leichte Situation von Landwirt*innen besser kennenzulernen. Sie stehen nicht nur unter großem wirtschaftlichem Druck, sondern befinden sich auch im Fokus einer oftmals kritischen Öffentlichkeit. Auf der anderen Seite sehen die Schüler*innen, dass sich mit Konzepten der Direktvermarktung oder der solidarischen Landwirtschaft auch neue interessante Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
Vor- und Nachteile der vier Angebote Variante 1 und 3
(Futtermais, Raps) ähneln sich in ihrer Struktur. Sie erfordern nur wenig Aufwand, bieten bei der zur Verfügung stehenden Landfläche aber auch nur geringe Ertragschancen. Bei Variante 3 liegt ein Risiko in den stark schwankenden Erträgen, bei Variante 1 zusätzlich im schwankenden Marktpreis. Beide Varianten erfordern einen hohen Flächeneinsatz, insbesondere Variante 1 dürfte sich erst dann lohnen, wenn es gelingt, weitere Flächen hinzuzukaufen. Beide Varianten haben außerdem den Nachteil, dass der Anbau einer einzigen Pflanze ein erhöhtes Risiko mit sich bringt. Zudem besteht eine Abhängigkeit von einem Vertragspartner. Vermutlich werden viele Schüler*innen diese Varianten auch wegen der durch den Film verdeutlichten ethischen Fragen nicht wählen. Andererseits kann es gut sein, dass solche Konzepte für einen Nebenerwerbsbetrieb die einzige Möglichkeit darstellen, überhaupt noch Landwirtschaft zu betreiben.
Variante 2: Die „Solidarische Landwirtschaft“ hat den Vorteil, dass die Teilhaber*innen feste Preise zahlen und damit den beteiligten Landwirt*innen auch bei schlechter Ernte ein stabiles Einkommen garantieren. Die möglichen Gewinne liegen deutlich über denen der Varianten 1) und 3), allerdings ist auch ungleich mehr Arbeitseinsatz notwendig. In diesem Fall liegt eine Unsicherheit darin, dass sich erst fünf Teilhaber*innen gefunden haben – es kommt also darauf an, noch weitere zu finden. Hier zeigt sich, dass diese Formen von Agrarwirtschaft ganz andere Anforderungen an die Landwirt*innen stellen, als „nur“ das Bearbeiten von Agrarflächen. Vermutlich wird die Vielfalt der Tätigkeiten vielen Schüler*innen attraktiver erscheinen als das Anlegen von Monokulturen aus Variante 1) und 3).
Variante 4 ist ökonomisch diejenige mit dem größten Potenzial, allerdings ist sie auch mit einem hohen Risiko verbunden. Arbeitsumfang und Vielfalt der Tätigkeiten sind ähnlich hoch wie bei Variante 2), Variante 4) hat jedoch noch stärker den Charakter einer unternehmerischen Tätigkeit. Für das Verkaufsfahrzeug wird man einen Kredit aufnehmen müssen. Um die hohen Ausgaben zu refinanzieren, sind stetige Einnahmen aus dem Marktverkauf erforderlich. Diese wiederum hängen zum Teil von externen Faktoren ab (Konkurrenz, allgemeine Kauflust), zum Teil aber auch von richtigen Anbau-Entscheidungen und effektiver Werbung. Durch das gemeinsame Vermarkten von Gütern anderer Hersteller könnte man das Risiko verringern und zusätzliche Entwicklungschancen wahrnehmen. Bei den Varianten 2) und 4) ist die zur Verfügung stehende Fläche ausreichend, um einen tragfähigen Betrieb aufzubauen. Die Varianten 1) und 3) benötigen tendenziell größere Flächen.
Arbeitsmaterial C 8: Landnutzung und Ernährung
Das Arbeitsmaterial soll die Schüler*innen dazu anregen, über das Verhältnis von Landnutzung und Ernährung nachzudenken und die ethische Dimension einer ungleichen Landverteilung zu erschließen. Dies geschieht auf der Basis der sehr anschaulichen Projekte der Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Neben dem „Weltacker“ ist dies die Seite www.mym2.de, mit der man für verschiedenste Nahrungsmittel und Gerichte die dafür benötigte Landfläche herausfinden kann.
Wie viel Ackerfläche braucht man für …?
Pizza Salami: 1,63 Quadratmeter
Begriffsklärungen
Weltacker: die 2.000 Quadratmeter Ackerfläche, die rein rechnerisch jedem Menschen auf der Erde für die Ernährung zur Verfügung stehen. Um das zu veranschaulichen, wurden bereits auch verschiedene Weltäcker modellhaft angelegt.
Landimport: Nutzung von Agrarflächen außerhalb des eigenen Landes.
Land Grabbing: Aneignung von Ackerflächen, meist durch große Agrarunternehmen, die zum Teil illegale Methoden anwenden und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung missachten.
Ackerfläche und Gerechtigkeit
In dem Maße, wie sich die Begrenztheit von Ressourcen zeigt, gewinnt die Frage der Verteilung an Bedeutung. Eine extrem ungleiche Nutzung von begrenzt vorhandenen Ressourcen erscheint dann zwangsläufig als ungerecht, auch wenn dafür Gründe und Rechtfertigungen gefunden werden. Von Experten wird kritisiert, dass es zur Nutzung und zum Schutz von Böden bislang kaum internationale Übereinkommen gibt. Ein möglicher Ansatz, um die Lage zu entspannen, wären Übereinkünfte, die den Erwerb und die Nutzung von Land einschränken und der lokalen Bevölkerung Vorrechte sichern.
Nutzung von Ackerland als Grundrecht
In einem industrialisierten Land mag der Zugang zu Ackerland keine herausragende Bedeutung haben, für viele afrikanische Staaten wäre ein solches Grundrecht angemessen, da es für große Teile der ländlichen Bevölkerung um die Existenzgrundlagen geht. Die Umsetzung dürfte allerdings kompliziert sein, da die Lebensverhältnisse von Region zu Region sehr unterschiedlich sind.
Arbeitsmaterial C 9: Interview mit dem Agrarwissenschaftler Andreas Bürkert
Konventionelle oder ökologische Landwirtschaft – diese Frage wird im Film mehrfach gestellt, ohne dass er eine eindeutige Antwort liefern würde. Das Interview beleuchtet und vertieft vor allem das Verhältnis zwischen diesen beiden Wirtschaftsweisen und spricht einige Grundprobleme der globalen Agrarwirtschaft an.
Gründe für die Unverzichtbarkeit von konventioneller Landwirtschaft: Da der Fleischkonsum vermutlich weiter steigen wird, sind große Flächen für Futteranbau notwendig. Die erforderlichen Mengen können mit ökologischer Landwirtschaft nicht erzeugt werden.
Ökologische Landwirtschaft in ärmeren Ländern: Die Märkte für ökologisch produzierte Waren liegen mit wenigen Ausnahmen in den wohlhabenden Ländern des globalen Nordens. Wenn in Afrika und Asien zertifiziert ökologisch produziert wird, dann vor allem für den Export.
Ökosystemdienstleistungen: Leistungen im Bereich von Landschaftspflege und Umweltschutz, die Landwirt*innen zusätzlich zur Nahrungsmittelproduktion erbringen, z. B. die Erhaltung von Wiesen, Anlegen von Blühstreifen.
Veränderungen in China: Die Mechanisierung der Landwirtschaft führt dazu, dass weniger Arbeitskräfte benötigt werden. Diese wiederum wandern in Städte ab, um dort Arbeit zu finden. In China stehen aber nicht genug Arbeitsplätze im Industrie- und Dienstleistungssektor zur Verfügung.
Maßnahmen gegen den wachsenden Fleischkonsum: Ein sicherer Weg zur Reduktion von Fleischkonsum ist derzeit nur die Erhöhung von Preisen in Verbindung mit Aufklärungsarbeit. Dies ist allerdings in demokratischen Staaten nur schwer durchsetzbar. Bloße Aufforderungen zum Verzicht verlagern die politische Verantwortung auf den einzelnen – das funktioniert in der Regel nur bei einer Minderheit. Langfristig werden Alternativen zum landwirtschaftlich erzeugten Fleisch vermutlich eine wachsende Rolle spielen.